Interview mit dem scheidenden REC Trainer Christian Behncke

Für die REC Piranhas fand die Saison 2019/2020 ein jähes Ende. Die Pre Play Off Serie gegen die Duisburger Füchse konnte man zwar nach einem 0:1 Rückstand noch drehen, doch der Freude über den Play Off Einzug und der großen Vorfreude über das Duell mit dem Meister der Oberliga Süd Eisbären Regensburg wich schnell die Traurigket über die Komplettabsage der Play Offs. Arne Taron sprach mit Headcoach Christian Behncke (39). 

AT: Wie tief sitzt noch der Schock über das abrupte Saisonende?

 

Christian Behncke: Es ist natürlich sehr ärgerlich und bitter. Man arbeitet als Eishockeyspieler und Trainer die ganze Saison auf eine Play Off Teilnahme hin. Zudem haben wir uns in er starken Form befunden und wollten die Saison in den Play Offs gegen den Süd Ersten Regensburg gerne veredeln. Das war uns leider nicht vergönnt. Klar – wir haben in der Hauptrunde zu wenig Punkte geholt – unter dem Strich standen wir dann aber in den Play Offs und waren in seht guter Form. Da tut es mir für alle Beteiligten natürlich sehr leid.

 

AT: Die Mannschaft war schon gegen Ende der Serie und in den Pre Play Offs gut drauf zu sein und schien zum richtigen Zeitpunkt fit und fokussiert …

 

Christian Behncke: Das war definitiv so. Man hat gegen Ende der Hauptrunde gesehen wie sich da bei uns noch einmal ein besonderer Teamgeist entwickelte und auch als Mannschaft haben wir in dieser Phase noch einmal einen richtigen Schritt nach vorne gemacht. Jedem war die Fokussierung auf dieses große Ziel Play Offs anzumerken. Insofern natürlich umso ärgerlicher, dass praktisch sofort nach der Qualifikation dafür Schluss war. Ich hätte schon sehr gerne gesehen, wie wir uns gegen so ein Team wie Regensburg geschlagen hätten.

 

AT: Wie fällt ihr Gesamtfazit zur Saison 2019/2020 aus?

 

Christian Behncke: Wie gesagt – ganz klar wir haben zu wenig Punkte geholt (diesmal 53 Punkte / Vorsaison 71). Ziel war es ja unter die ersten sechs zu kommen. Das hat nicht geklappt, aber wir waren eben am Ende in den Play Offs und wir waren zum richtigen Zeitpunkt fit und präsent. Eins muss man aber auch sagen, diese Liga hat weiterhin an Qualität gewonnen – „Punktelieferanten“ gibt es keine mehr. Jeder Punkt muss hart erkämpft werden. Auch ein Team wie Krefeld war nie zu unterschätzen.

 

AT: Wie schwer wogen die Ausfälle der Leistungsträger Viktor Beck und Marvin Krüger?  

 

Christian Behncke: Diese beiden Ausfälle waren wir uns schwer, oder besser eigentlich nicht kompensierbar. Marvin Krüger hatte zu Beginn der Saison angedeutet, wie wichtig er für uns hätte werden können. Viktor ist kurz vor seiner Verletzung richtig gut in Form gewesen, seine Kurve ging stark nach oben, er hat gut gepunktet. Auch der Ausfall von Marc Kohl in der Abwehr hat uns natürlich nicht gut getan.

 

NNN: Praktisch die gesamte Saison über war das verbesserungswürdige Über- und Unterzahlspiel ein großes Thema …

Christian Behncke: Ja das war es leider – und ganz ehrlich, ich kann es mir nicht wirklich erklären. Im Training haben wir es immer wieder geübt. Gegen Ende der Hauptrunde wurde es dann endlich etwas besser und auch in den Pre Play Offs sah es besser aus.

 

AT: Wie wichtig waren die Verpflichtungen von Christopher Stanley (10 Tore / 20 Vorlagen) und Ned Lukacevic (2/2)?

Christian Behncke: Ned haben wir seinerzeit verpflichtet, weil wir mir Roman Tomanek (18 Tore / 21 Vorlagen) nicht zufrieden waren. Nachdem Ned da war, wurde Roman auch wieder stärker – diesen Effekt hatte das Ganze dann auch schon mal. Ansonsten wer Ned leider auch des Öfteren krank und konnte nicht seine ganze Stärke zeigen. Christopher Stanley hat der Mannschaft mit seiner Erfahrung und seiner Schuss- und Passsicherheit sehr gut getan. Er hat die jungen Spieler an die Hand genommen und uns viel mit seiner Erfahrung und auch seinen Vorlagen und Toren geholfen.  

 

NNN: Jakub Urbisch spielte praktisch durch, warum wurde es nicht das Torwartduell auf Augenhöhe zwischen ihm und Philipp Schneider?

 

Christian Behncke: Eigentlich hatten wir es zu Beginn so angedacht, wie es in der Vorsaison mit Jan Dalgic und Jakub Urbisch war. Es hat sich aber herausgestellt, dass Philipp noch seine Erfahrungen sammeln muss, da hat ihm Jakub schon einiges voraus. So war es eben, dass Jakub bei uns über die gesamte Saison die klare Nummer eins war. Auch er hat sich, wie viele andere bei uns auch, gegen Saisonende steigern können. Philipp sollte sich auf seinen Weg aber keinesfalls entmutigen lassen und weitermachen. Er wird sein Erfahrungen sammeln müssen und hat das Zeug dazu in einem Oberligator zu stehen.

 

AT: Es gab in der Hauptrunde viele enge Spiele, die am Ende zugunsten des Gegners ausgingen oder wo die Piranhas am Ende nur einen statt zwei Punkten mitnahmen.

Christian Behncke: Ja das war in der Tat so. Es gab etliche sehr enge Spiele, wo wir am Ende gar nichts oder nur einen Punkt mitgenommen haben. Schwer zu sagen woran das lag, sicherlich ist immer auch das Scheibenglück ein Thema. Zudem hatten wir aber auch viele junger Spieler im Kader, die mit einigen Situationen vielleicht nicht so umgehen konnten, wie routinierte, abgezockte Spieler und das kann in dieser Liga eben auch schon entscheidend sein.

 

AT: Wen möchten Sie aus dem Team besonders herausheben?

Christian Behncke: Da sind aus meiner Sicht ganz klar Tom Pauker und Sebastian Brockelt zu nennen. Tom war mit 24 Toren und 33 Vorlagen unser bester Scorer – das ist schon richtig gut und das hat mich auch positiv überrascht. Sebastian Brockelt hat gegen Ende noch einmal einen richtigen Schub bekommen und hat unserem Team mit seiner Spielweise sehr gut getan. Zudem ist natürlich noch Kapitän und Abwehrchef Jonas Gerstung zu nennen – was der an Eiszeit weggearbeitet und wie er nach hinten und vorne agiert hat – das war klasse und vorbildlich.

 

AT: Nahezu zeitgleich mit dem Saisonende wurde auch bekannt, dass Sie in der nächsten Saison kein Trainer mehr bei den Piranhas sein werden. Wie geht es für Sie persönlich weiter?

Christian Behncke: Mein Lebensmittelpunkt hat sich seit November letzten Jahres von Hamburg nach Bremerhaven verlagert. Ich habe dort einen neuen Arbeitsplatz bei einer Wohnungsgenossenschaft (bisher war Behncke in einem Unternehmen im Hamburger Hafen beschäftigt) gefunden. Und so wie bislang, als ich zwischen Hamburg und Rostock gependelt bin, kann man das natürlich nicht mehr machen. Das würde dann eben nur in Vollzeit gehen. Ich würde natürlich schon gerne als Trainer in der Oberliga weitermachen, wenn sich das ergibt. Aber dann eben in Vollzeit und nicht so nebenbei. Bei der Nachwuchsabteilung des REV Bremerhaven habe ich mich schon kurz gemeldet, ich möchte natürlich weiter etwas im Eishockey machen.

 

AT: Was bleibt bei Ihnen von zwei Spielzeiten bei den Piranhas?

 

Christian Behncke: Erst einmal bin ich sehr dankbar, dass mir der Verein und vor allem Mike Specht die Chance gegeben haben, ich war bis dahin ja ein unbeschriebenes Blatt. Man hat mir und der Lösung mit den Spielertrainern (Saison 2018/2019 mit Tomas Kurka und Greg Classen – Saison 2019/2020 mit Tomas Kurka und dann später Chris Stanley) vertraut, das fand ich schon toll und darüber war ich sehr glücklich. Ich habe viel gelernt und es hat viel Spaß gemacht. Es war rundherum ein super Team und es hat einfach gepasst.

 

 

ARNE TARON