Die REC Piranhas beendeten die Saison in der Hauptrunde auf dem neunten Platz. In den Pre Play Offs wurden in der best of three Serie die Duisburger Füchse in drei engen Spielen ausgeschaltet. Dann wären in de Play Offs (Achtelfinale) die Regensburger Eisbären der Gegner gewesen, es folgt das abrupte Saisonende. Arne Taron sprach mit dem scheidenden REC Präsident Mike Specht über die vergangene Saison und die aktuelle Lage.
AT: Das abrupte Saisonende ist nun schon einige Tage her, konnten Sie das ganze mittlerweile einordnen und verdauen?
Mike Specht: Ich denke wir konnten es schon zumindest etwas verdauen und einordnen. Aber es ist im Kopf natürlich schon weiter präsent. Letztlich muss man klar sagen, dass die Entscheidung in ihrer Konsequenz die einzig richtige war, erst recht wenn man eben die Ereignisse jetzt so sieht.
AT: Warum waren es ihrer Meinung nach zuerst die Eishockeyligen wie DEL, DEL2 und Oberliga, die die drastischen Maßnahmen – Saisonabbruch und Absage der Play Offs entschieden haben?
Mike Specht: Im Eishockey war es zu diesem Zeitpunkt ja zumindest so, dass die jeweiligen Hauptrunden allesamt beendet und abgespielt waren, da tut man sich natürlich leichter die Play Offs abzusagen, als eine laufende Saison/Meisterschaft abzubrechen. Der Eishockeysport in Deutschland musste in jedem Fall die ersten schmerzhaften und gravierenden Entscheidungen treffen – das hat er auch getan und das war dann letztlich auch verantwortungsvoll. Natürlich keine Frage und wohl wissend – das für einen Eishockeyspieler die Play Off Zeit der wichtigste Teil der Serie ist.
AT: Wie fällt ihr Fazit zum sportlichen Abschneiden der ersten Mannschaft des Rostocker EC in der Oberliga aus?
Mike Specht: Nach der guten Saison 2018/2019 war das Ziel für die Serie 2019/2020 ganz klar, sich wieder für die Play Offs zu qualifizieren, gerne auch ohne die Pre Play Offs. Das Ziel Play Offs haben wir letztlich erreicht, auch wenn wir den Umweg über die Duelle mit Duisburg nehmen mussten.
AT: Welche personellen Pläne gingen in Sachen Spielerkader ihrer Meinung nach auf, welche eher nicht?
Mike Specht: Sehr erfreulich war für mich die Leistung und die Punkteausbeute von Tom Pauker. Zudem haben Maurice Becker und Sebastian Brockelt gute Entwicklungen genommen. In der Abwehr wollten wir sehr gerne stabiler auftreten und uns personell eigentlich auch besser aufstellen. Das ist leider nicht gelungen – wir haben da zwar einiges versucht – wie zum Beispiel die Verpflichtung von Tyler Brower (nur sechs Spiele) – doch da haben sich einige Vorstellungen und Wünsche nicht erfüllt. Zudem war die Verletzung von Marc Kohl im letzten Drittel der Saison natürlich auch nicht gut für uns. Bei den Kontingentspielern mussten wir im Laufe der Saison reagieren und haben mit Ned Lukacevic einen dritten dazu geholt. Das war dann für Roman Tomanek wohl der Weckruf, seine Formkurve ging wieder nach oben, ebenso kam Tomas Kurka zuletzt immer besser in Form, so dass es für Ned dann schwer wurde.
AT: Viele Rostocker Eishockeyfans haben sich auf die Duelle gegen Süd Meister Eisbären Regensburg gefreut – was wären hier für das Team möglich gewesen?
Mike Specht: Wir waren definitiv in einer starken Form und in einem gutem Fitnesszustand. Play Offs sind wie Pokalspiele – da kann man alles gewinnen und es ist viel möglich. Fest steht wir waren nach den Duisburg Spielen in einem Formhoch und hätten es den sicherlich sehr starken Regensburger auf jeden Fall in Spiel eins und zwei, wie im Vorjahr gegen Meister Landshut, sehr schwer gemacht.
AT: Wie ist die Saison 2019/2020 wirtschaftlich für den Verein verlaufen und welche Rolle spielt dabei die Play Off Absage?
Mike Specht: In der DEL mit sehr großen Arenen mit 17.000 Zuschauer fallen ausfallende Heimspiele natürlich sehr schwer ins Gewicht, bei unseren Heimspielen mit knapp 800 bis 1000 Zuschauern ist das dann etwas zu vernachlässigen. Wenn man irgendetwas positives an dieser ganzen Situation finden muss, für uns fallen Play Off Auswärtsfahrtkosten weg, ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor, wenn man auf Gegnerschaft aus Bayern trifft. Die Saison insgesamt gesehen sind wir erneut unserer Maßgabe gefolgt, nur das auszugeben, was wir auch haben. Damit sind wir auch wieder gut gefahren und können am Ende einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren.
AT: Es ist sicherlich mehr als schwer, die aktuelle Lage einzuschätzen – aber wird diese Situation ihrer Meinung nach auch die Eishockey Oberliga verändern? Werden alle Vereine durchkommen?
Mike Specht: Es wird sich definitiv etwas ändern. Einige haben ja bereits Signale gesendet, dass sie Probleme haben. Da muss man schauen, wie es weitergeht. Fast alle Eishockeyvereine sind auf die Leistungsfähigkeit ihrer Sponsoren angewiesen. Ich bin selber Unternehmer – es geht zuallererst um Existenz der Firma und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter und dann irgendwann kommt der Etat zur Sponsorenleistung, dass muss man sich in diesen Zeiten natürlich auch leisten können.
AT: Können Sie schon einen kleinen Ausblick in Sachen Liga und Kaderplanung bei den Piranhas in die neue Saison geben?
Mike Specht: Natürlich laufen, trotz aller Probleme und Unwägbarkeiten momentan, die Planungen für eine Oberligasaison 2020/2021. Die Leistungsträger der abgelaufenen Saison haben Angebote bekommen und mit Ihnen wurden Gespräche geführt. Da wird sicherlich erst in den kommenden Wochen Bewegung reinkommen. Ich denke hier wird es dann erst im Juni / Juli etwas zu vermelden geben. Dann wird es für die kommende Saison voraussichtlich und hoffentlich etwas mehr Planungssicherheit geben. Für alle Beteiligten ist das aktuell eine mehr als schwere Situation. Ziel ist und wird es bleiben – Oberligaeishockey in Rostock anzubieten.
AT: Nach fünf Jahren als Präsident haben Sie angekündigt, sich nicht mehr zur Wahl stellen zu wollen – was gab für diese Entscheidung den Ausschlag?
Mike Specht: Ich habe für mich selbst diese Entscheidung getroffen und schon auf der Mitgliederversammlung im Mai 2019 geäußert. Das Arbeitspensum bei den Piranhas war schon sehr hoch und das war dann irgendwann mit meiner Tätigkeit in der Automobilbranche und meiner Verantwortung für über 90 Arbeitsplätze, nicht mehr zu vereinbaren. Nach fünf Jahre als Präsident ist es dann auch gut, wenn es einer anderer angehen kann.
AT: Wie geht es nun in dieser Angelegenheit weiter und gibt es schon potentielle Nachfolger?
Mike Specht: Wir werden nun erst einmal das Geschäftsjahr zum 30.04. abschließen und dann die Mitgliederversammlung, die voraussichtlich am 20.05. stattfinden soll, abwarten. Potentielle Nachfolger gibt es mittlerweile. Es wird sicherlich eine gute Lösung gefunden werden.
AT: Was bleibt bei Ihnen nach fünf Jahren an der Spitze des Rostocker Eishockey Vereins?
Mike Specht: Ich war ja schon vor meiner Zeit als Präsident tief mit dem Verein verbunden. Es hat mich immer stolz gemacht, Präsident dieses Vereins zu sein und es hat mir über weite Strecken Spaß bereitet.
AT: Bleiben Sie dem Verein erhalten, wenn ja in welcher Form?
Mike Specht: Wenn es gewollt ist, stehe ich natürlich zur Verfügung. Ich habe den Nachfolgern angeboten, beratend zur Seite zu stehen oder eben auch nicht und mich herauszuhalten. Diese Option hatte ich bei meinem Vorgänger seinerzeit nicht. Im Sponsoringbereich werde ich sicher dabeibleiben.
ARNE TARON