Seit knapp zwei Wochen ist Dinalo Christiano Adigo Cheftrainer des Oberligatabellenführers Rostocker FC. Er ist damit der Nachfolger von Vladimir Liutyi, der nach zwei Niederlagen in Folge, entlassen wurde. Am Sonnabend sollte Dinalo Christiano Adigo seinen Einstand als Cheftrainer des RFC mit einem Heimspiel gegen den Ludwigsfelder FC geben, aufgrund diverser Coronafälle beim Gegner musste dieses Spiel jedoch abgesetzt werden. Arne Taron sprach mit Dinalo Christiano Adigo.
Vita:
Als Trainer – von April 2013 bis Juni 2021 beim FC Anker Wismar (210 Spiele)
Davor Nachwuchskoordinator bei Anker und von 2007 bis 2010 Trainer beim FC Schönberg 95
Als Spieler – einige Stationen seiner Kariere: KVC Westerlo, Kickers Offenbach, SSV Reutlingen, Lok Stendal, FC Schönberg 95
AT: Der Rostocker FC führt aktuell das Klassement der Oberliga Nord an, der bisherige Trainer Vladimir Liutyui wurde nach zwei Niederlagen in Folge entlassen – wie überraschend kam für Sie das Jobangebot?
Dinalo Christiano Adigo:
Es kam für mich schon überraschend. Ich hatte mir eigentlich nach meinem letzten Engagement eine Auszeit genommen und wollte erst in der nächsten Saison wieder eine Mannschaft übernehmen. Manchmal geht es im Fußball- und Trainergeschäft aber eben schnell. Ich denke, dass es für beide Seiten eine gewinnbringende und gute Sache sein kann.
AT: Sie haben nun einige Trainingseinheiten absolviert und schon ein Landespokalspiel beim Penzliner SV (5:0) zum Einstieg gehabt – was können Sie über die Mannschaft sagen?
Dinalo Christiano Adigo:
Es ist eine fußballerisch sehr gut ausgebildete Mannschaft. Die Einstellung der Mannschaft stimmt. Sie ist hungrig und lernwillig, der Ist – Zustand ist gut, aber es ist ohne Zweifel auch Potential für mehr da.
AT: Wie schätzen Sie die aktuelle sportliche Lage des Rostocker FC in der Oberliga ein?
Dinalo Christiano Adigo:
Da ich ja nun erst einmal neu dazugekommen bin, ist dies in erster Linie gerade die Aufgabe der sportlichen Leitung. Was ich aber sagen kann ist, dass es immer leichter ist, ganz nach oben zu kommen, als permanent ganz oben zu bleiben. Die sportliche Leitung hat einen guten Kader zusammengestellt. Selbst bei einem Ausfall von vier Stammkräften kann eine absolut Oberligakonkurrenzfähige Mannschaft auflaufen. Vielleicht muss man zukünftig personell aber noch was machen, hier wird es aber keinen Aktionismus geben, es muss schon passen.
AT: Wo werden Sie gleich ansetzen, wo sehen Sie Verbesserungspotential?
Dinalo Christiano Adigo:
Das Verbesserungspotential ist auf jeden Fall da. Wir haben jede Menge gut bis sehr gut ausgebildeter Spieler im Kader. Es wird wichtig sein, an unserer Mentalität und auch am taktischen Zustand, also was Flexibilität und Disziplin betrifft, und der Robustheit zu arbeiten. Insgesamt ist die Belastungsintensität zu niedrig und muss erhöht werden, um konkurrenzfähig zu bleiben.
AT: Am Sonnabend sollten Sie eigentlich mit einem Heimspiel gegen den Ludwigsfelder FC ein, das fällt nun leider aus.
Dinalo Christiano Adigo:
Wir hatten uns schon akribisch auf dieses Spiel vorbereitet und auch ich habe mich persönlich schon sehr auf das erste Punktspiel gefreut. Wir müssen und werden das natürlich nun so annehmen, wie es ist. Ob vielleicht kurzfristig noch einen Test vereinbaren können, werden wir sehen.
AT: Hätte es auch gleich personelle Veränderungen geben?
Dinalo Christiano Adigo:
Die hätte es womöglich gegeben. Für mich sind die Leistungen in der Trainingswoche entscheidend. Keiner hat seinen Stammplatz sicher, sicherlich gibt es ein gewisses Korsett an Spielern in der Mannschaft, aber wir haben einen guten Kader und jeder hat die Chance ins Team zu kommen. Das wissen die Jungs auch.
AT: Welche Ziele setzen Sie sich mit ihrer Mannschaft für den weiteren Verlauf dieser Saison und darüber hinaus?
Dinalo Christiano Adigo: Das Primärziel ist es, den Jungs meine Spielphilosophie beizubringen. Es geht nicht nur um kurzfristigen Erfolg. Natürlich ist es immer schön Erfolg zu haben, aber es geht eben auch darum etwas gemeinsam aufzubauen. Ein gesundes Fundament im Verein und in den Nachwuchsteams – da ist der gesamte Verein gefordert und das ist auch eine überaus reizvolle Aufgabe. Wir wollen mit unserer Spielweise auch in gewisser Art unsere Fankultur fördern. Wir wollen ein WIR Gefühl im gesamt Verein entwickeln und etablieren. Es ist in dieser Saison noch ein langer Weg, es sind noch viele Punkte zu vergeben, wir werden sehen, wozu es am Ende reicht.
AT: Wie wird der Fußball, den Sie anstreben geprägt sein, was macht ihn aus?
Dinalo Christiano Adigo: Wir wollen unberechenbar sein und taktisch flexibler agieren. Ich stehe für einfachen Fußball – will immer dominant agieren. Den Gegner immer stressen, ihn zu Fehlern zwingen und daraus Kapital schlagen. Immer agieren, nicht reagieren, immer aktiv sein und frisch offensiv auftreten, dann werden wir auch am Ende erfolgreich sein. Zudem müssen wir beim kämpferischen Aspekt zulegen, das braucht man definitiv, um in der Oberligaspitze dauerhaft mitzumischen. Zu viel (Ergebnis)Druck zu erzeugen bringt nicht viel, sondern erzeugt manchmal eben auch Angst und Nervosität und das ist dann mehr als kontraproduktiv. Ich setzt auf Spaß – das bringt Freude am Fußball spielen und letztlich eben auch Erfolg.
ARNE TARON